21 Mai Radtour: Bradenton – Sarasota

Start in Bradenton
Die 50.000 Einwohner Stadt macht auf den ersten Blick nicht viel her, bei der Durchfahrt Richtung Süden fallen einem in erster Linie die Armada von Gebrauchtwagenhändlern und Autovermietungen auf. Doch auf den zweiten Blick wird man eines besseren belehrt, es lohnt sich durchaus hier einiges anzuschauen:
Der ausschließlich am Wochenende stattfindende Red Barn Market bietet eine willkommene Abwechslung zu den Konsum Tempeln von Walmart, WinDixie, Publix sowie von der amerikanischen Systemgastronomie ala McDonalds oder Taco Bell. Neben einer Vielzahl an Bauern die auf “Organic” setzen (=Bio), bieten hier auch Künstler und Handwerker ihre Waren an. Abgerundet wird das Angebot von erschwinglichen Souvenir-Shops sowie familiengeführten Essenständen, Restaurants und Live Musik.
Sehr sehenswert ist offenbar das Village of the Arts, ein Viertel von Künstlern für Künstler. Hier dreht sich alles um Malerei, Heilberufe, Handarbeit und einem der Natur zugewandten Lebensstil. Auf der Website heißt es:
“The Artists Guild of Manatee was formed in 1999 as a non-profit with a mission to build a community where artists can live and work in a stimulating, harmonious environment.”

Leider war für mich aufgrund eines platten Hinterreifens keine Zeit mehr, um diese vielversprechende, eine für die USA eher ungewöhnliche Nachbarschaft näher zu erkunden. Die Bilder der Website sprechen aber für sich und daher werde ich sicherlich in einer der nächsten Beiträge berichten. Eine detailierte Karte des Village of the Arts findet sich bei Google Maps.
Anna Maria Island
Mit einem geflickten Reifen ging es weiter nach Anna Maria Island.
Nach kurzer Zeit wurde mir klar: Diese Insel selbst ist definitiv nichts für klassische Backpacker. Zumindest nicht um dort mehrere Nächte zu verbringen. Die Grundstückspreise sind auf astronomischen Niveau, für Übernachtungen werden dementsprechend satte Preise verlangt.
Daher gilt hier wie für alle weiteren Abschnitte entlang der Küste: Wer günstig reisen möchte, übernachtet auf dem Festland.
Anna Maria Island ist dennoch ideal für einen Tagesausflug. Mir hat es großen Spaß gemacht, mit dem Rad über die perfekt asphaltierten Insel-Straßen zu gleiten und einen zweiten Blick auf die Wohnhäuser und Geschäfte zu werfen. Wie fast überall auf der Welt unterscheiden sich die in unmittelbarer Strand nähe stehenden Gebäude von jenen auf dem Inland: Mehr Farbe, irgendwie lebhafter und lebendiger.
Das im Frühling sagenhafte Wetter von konstanten 28 Grad mit einer steten leichten Brise wird nur noch getoppt von der hervorragenden Qualität des Meerwassers und von der Sauberkeit der Strände.
Der Puderzuckersand ist ultrafein, ein bisschen klebrig und fast weiß. Das 22 Grad warme Wasser hat eine Mischung aus karibischem Smaragdgrün und griechischem Azurblau.


Der Weg an die Südspitze der Insel führt vorbei an weiteren Stränden, allesamt sehr gut zugänglich von der mäßig befahrenen Hauptstraße. Ich passiere zahlreiche Golfplätzen und fahre weiter bis ganz in den Süden zum:
St. Armands Circle
Die direkt vor Sarasota liegende Insel St. Armands Key ist bekannt für den “historischen” St. Armands Circle. Ein großzügig angelegter Kreisverkehr unterteilt in vier Viertel, die insgesamt 130 Shops, Cafes und Restaurants beherbergen. Auch wenn die Bezeichnung “historisch” für europäische Verhältnisse ein wenig süß klingt (der Zirkel ist gerade mal rund 100 Jahre alt), strahlt er durchaus ein mediterranes Flair aus.
Wem die Shopping-Preise hier eine Nummer zu hoch sind, sollte sich bei einer der zahlreichen Eisdielen eine große Kugel Eis gönnen und ein schattiges Plätzchen suchen. Zum Beispiel bei den “Sieben Tugenden”, eine ebenfalls im Kreis angeordnete Reihe von Statuen:



Sarasota Marina
Über den John Ringling Causeway geht es aufs Festland. Bei der Überquerung erhält man gleich einen Überblick zum mächtigen Yachthafen (= “Marina”). Dieser ist auch in Sarasota keine elitäre Angelegenheit, ein integrierter Park und viele schöne Plätze laden ein zum Flanieren. Viele zieht es auch an den Hafen zum Fischen, was man hier wohl als Volkssport bezeichnen kann. Und natürlich lassen sich hier auch Bootstausflüge buchen, um sich die Küstenlinie Sarasotas vom Wasser aus anzuschauen. Die Chance Delphine, Seekühe und Pelikane zu sichten ist recht hoch.
Ebenfalls am Yachthafen findet sich eine weltbekannte Skulptur mit dem Titel “The Unconditional Surrender” – Die bedingungslose Kapitulation. Viele werden die Originalszene kennen, hier festgehalten am New York Time Square im Jahre 1945:

Hintergrund: Als Japan im zweiten Weltkrieg bedingungslos kapitulierte, brach Jubel aus auf den Straßen von New York. Ein Matrose hatte dies aber nicht mitbekommen, da er sich eine Theatervorstellung im Broadway anschaute. Nach der Vorstellung betrat er die Straße und freute sich so sehr über das Ende des Krieges, dass er sich die nächstbeste Krankenschwester schnappte und niederknutschte. Das Foto wurde in der Times abgedruckt und stand symbolisch für das Ende des Krieges.

Sarasota Downtown
Jeden Samstag bis 13 Uhr findet hier der Farmers Market statt, wo es neben frischen Lebensmitteln lokaler Bauern auch das eine oder andere hippe Schmankerl zum probieren gibt, z. B. einen Smoothie aus Weizengras. Auch zwei deutsche Bäcker sind hier vertreten oder ein zum Cafe umgebauter Doppeldecker-Bus aus England. Insgesamt machen die Produkte einen hervorragenden Eindruck, wer gute Lebensmittel schätzt ist hier gut aufgehoben.



Wer den Trubel satt hat und einen ruhigen, kühlen Platz sucht, macht anschließend einen Abstecher in den botanischen Garten Marie Selby.
Unter freiem Himmel kann hier ganzjährig die Flora und Fauna des Regenwalds erkundet werden. Für Freunde der Meditation oder Anhänger des Buddhismus bzw. Hinduismus, wartet hier ein besonderes Schmankerl, nämlich eine Buddha Statue, die wie es sich gehört unter einer Pappelfeige sitzt. Gemäß der Überlieferung empfing Siddhartha darunter seine Erleuchtung und wurde damit zum Buddha.

Siesta Beach
Auf dem Weg zum angeblich schönsten Strand der USA ist mir der folgende Schnappschuss gelungen. Er zeigt sehr schön einen Teil der Infrastruktur zu Wasser, die hier bis an die Grundstücke reicht: Bootsparkplätze direkt am Eigenheim, mit Zugang zum offenen Meer.

Der leicht südlich vor Sarasota liegende Siesta Beach ist in der Tat ein wunderbarer Strand. Nicht ganz so karibisch anmutend und einsam wie die Nordspitze von Anna Maria Island, dafür kann man hier in kürzester Zeit einiges erleben.
In meinem Fall war das neben einigen guten Gesprächen eine Strandhochzeit, sowie meine erste Begegnung mit einer echten Meerjungfrau 😉


FAZIT
Neben der Sarasota Downtown mit Yachthafen, Markt und botanischem Garten sind es hier vor allem die atemberaubend schönen Strände, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Das direkt vor Bradenton liegende Anna Maria Island besitzt die meiner Meinung nach schönsten davon. Hier lohnt es sich unbedingt abseits der großen Parkplätze nach einem Zugang zum Meer zu suchen, man wird z. B. an der Nordspitze reich belohnt.
Preislich ist Sarasota definitiv als gehoben zu bezeichnen. Am Siesta Beach hatte ich ein längeres Gespräch mit einem Musiker, der in den 80er und 90ern mit seiner Band in Deutschland tourte. Er besitzt ein Grundstück in Sarasota und meinte, dass die Gegend rund um Sarasota in den letzten Jahren einen enormen Boom erlebt hat und hier wie auch in Deutschland die Gentrifizierung zügig voranschreitet. Zahlte man vormals 400$ für eine Monatsmiete, liegt diese jetzt bei rund 2000 bis 3000$.
Für preisbewusste Backpacker gibt es hier lediglich die Option Airbnb, um halbwegs günstig zu übernachten. Als die weitaus bessere Variante stelle ich mir hier jedoch ein VW Bus oder Wohnmobil vor, mit dem man ohne Probleme einen kostenlosen Standplatz finden sollte und die hohen Mieten umgehen kann.
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